„Nie wieder Auschwitz!“ – Dieses Motto haben Lernende der BBG und des Stanisław-Konarski-Lyzeums in Mielec für ihren diesjährigen Schüleraustausch gewählt. Für die deutschen Jugendlichen war Auschwitz das Symbol der Shoa, ein Schlagwort. Was dort genau geschah, wollten sie während der Osterferien gemeinsam mit ihren polnischen Gastgebern kennenlernen.Nach Ostern besuchten acht Jugendliche der Einführungsphase (Jahrgang 11) unsere Partnerschule. Bereits in Krakau trafen sie sich mit elf Schülerinnen und Schüler aus Mielec. Im Kazimiersz lernten sie jüdisches Leben kennen. Im Schindler-Museum im ehemaligen jüdischen Ghetto erfuhren sie über die Verfolgung polnischer Juden. In einem stummen Dialog mit anschließender Diskussion bereitete sich die binationale Gruppe auf den Besuch der KZ-Gedenkstätte vor. Gemeinsame Erwartungen, aber auch Befürchtungen und Ängste wurden deutlich. Der gemeinsame Besuch des ehemaligen deutschen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau beeindruckte dann Deutsche wie Polen gleichermaßen. Die vielen erhaltenen, materiellen Erinnerungen wie Haare, Schuhe oder Prothesen beeindruckten ebenso sehr wie die akribische Dokumentation des präzise geplanten Massenmords. „Es war bedrückend, das alles zu sehen. Unvorstellbar, wozu Menschen fähig sind. Das ist alles zu viel, um es in der kurzen Zeit zu verstehen. Am besten wäre es, den Ort ein zweites Mal mit mehr Zeit zu besuchen.“, resümierte Louis Roggow. Lisa Meyer brachte gemeinsame Eindrücke der gemischten Gruppe auf den Punkt: „Wir fanden es abstoßend, wie pietätslos sich manche Touristen verhalten. Pärchen posieren vor den Baracken wie vor dem Eiffelturm.“ In ihrem Anliegen – „Nie wieder Auschwitz!“ – sehen sich die Schüler bestärkt.
In den folgenden Tagen lernten sie in einem Workshop an der Hochschule in Rzeszów, wie man Hatespeech wirkungsvoll entgegentreten kann. Außerdem planten sie, wie sie ein gemeinsames Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung setzen können. Während des Gegenbesuchs in Löhne Ende Mai soll ein Graffito auf das gemeinsame Ziel aufmerksam machen. „Alle Aktivitäten, vom Gedenkstättenbesuch bis zum Graffito, wurden von den Teilnehmern vorgeschlagen und geplant. Wir als Leitungsteam stehen da vor neuen Herausforderungen und lernen ebenfalls. Und das macht viel Freude.“, berichtet Volker Hegemann als begleitender Lehrer.
„Die erweiterte Mitbestimmung der Schüler“, so ergänzt Schulleiterin Daniela Gehring, die die Fahrt ebenfalls begleitete, „ist unsere Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags, mit dem wir uns um den Jugendpreis des Deutsch-Polnischen Jugendwerks bewerben.“ Ihr Dank gilt aber auch den polnischen Kollegen Anna Kozioł und Antoni Rejman, die gemeinsam mit den polnischen Schülern und Eltern ein attraktives Programm gestaltet haben, und der Firma Bury. „Als langjähriger Unterstützer der Schulpartnerschaft ist ein Besuch bei der Firma traditioneller Bestandteil des Austauschs. Bestimmt ist die Firma Bury mit ihren Standorten in Löhne und Mielec und ihrem jungen, qualifizierten Team auch ein attraktiver Arbeitgeber für die Absolventen unserer Partnerschulen. So könnte die Kooperation eine Win-Win-Situation sein.“ Alle Beteiligten freuen sich schon auf den Besuch in Löhne über Fronleichnam.
Text: V. Hegemann