Im Forum der BBG, dem sonnigen Aufenthaltsraum Eingangsbereich zu H- und G-Trakt, hat sich gegen Ende des letzten Schuljahres einiges verändert: Es ist bunter geworden! Vielen Besucher_innen der BBG sind aus den letzten Jahrzehnten zwei blaue Litfaßsäulen in Erinnerung, die als Aushangsfläche für Veranstaltungshinweise genutzt wurden. Nun zieren bunte Gemälde die Säulen und tragen zu einer helleren und lebhafteren Raumgestaltung bei.
Wer Anfang Juni in der Schule war, hatte vielleicht etwas Glück und konnte die den jugendlichen Künstler_innen bei der Arbeit zusehen und sie befragen, weshalb sie das machen. Für alle anderen die Geschichte von vorn. Und noch mehr:
Seit 20 Jahren begegnen sich Schüler_innen der Bertolt-Brecht-Gesamtschule mit Jugendlichen unserer Partnerschule, dem Konarski-Lyzeum in Löhnes polnischer Partnerstadt Mielec. Aufgrund der Pandemie fand der Schüleraustausch 2023 allerdings zum ersten Mal nach einer vierjährigen Pause statt. Bereits im April reisten acht Löhner Jugendliche nach Mielec. Sie trafen ihre Gastgeber_innen in Krakau, um mit ihnen die Stadt zu entdecken, die vielen Polen als kulturelles Zentrum und heimliche Hauptstadt gilt. In Mielec wohnten die Jugendlichen in Gastfamilien. Bei fremden Menschen zu Gast zu sein, mit denen man nicht in der vertrauten Muttersprache kommunizieren kann, war für viele die größte Herausforderung. Die erste Begegnung wurde von beiden Seiten also gespannt und mit etwas Aufregung erwartet. Gleichzeitig ist dieser Teil des Austauschs auch die Besonderheit, die im Nachhinein als besonders wertvoll bewertet wird: Die Herausforderungen wurden gemeistert, neue Erfahrungen wurden gemacht. So hat Jannis Grunewald die Zeit in der Gastfamilie sehr genossen: „Ich habe mich mit meinem Austauschschüler direkt gut verstanden und habe auch die Spaziergänge mit dem Hund sehr gemocht.“ Auch neue Freundschaften bahnen sich an. „Wir haben Freunde fürs Leben gefunden“ glauben sogar Charlotte Stühmeier und Vivien Struck. „Alle sind an der Situation gewachsen und dürfen stolz auf sich sein“, berichtet Volker Hegemann, der die Reise mit seinem Kollegen Tilo Markworth begleitete. In Mielec entdeckte die deutsch-polnische Gruppe Gemeinsamkeiten, führte einen Fotowettbewerb durch, erfuhr Landeskundliches. Auch gemeinsame Aktivitäten wie Kart-Fahren standen auf dem Programm. Außerdem plante die Gruppe gemeinsam ein Kunst-Projekt, um den Austausch in der Schulöffentlichkeit der BBG dauerhaft sichtbar zu machen. In einem Interview mit dem Social-Media-Team des Konarski-Lyzeums lobte Lehrer Markworth die Vorzüge des polnischen Schulsystems: Kinder lernen länger gemeinsam, statt nach der Grundschule sortiert zu werden: „Das ist unserer Idee der Gesamtschule nahe.“
Anfang Juni waren die Mielecer Jugendlichen zu Gast in Löhne. Im Zentrum stand die Umsetzung des in Mielec geplanten Kunstprojekts: Zwei Vormittage lang gestalteten die Jugendlichen mit Unterstützung unserer Kunstlehrerin Cornelia Friedrich zwei „Litfaß“-Säulen im Forum der BBG: Zwei Bäume in Nationalfarben, Hände, Ortsschilder, Stadtwappen und die Logos der Schul-Namensgeber zieren weisen nun deutlich sichtbar auf die Schulpartnerschaft hin und sind sozusagen zu symbolischen „Säulen der Freundschaft“ geworden. Um das Projekt abschließen zu können, musste nicht nur fleißig gearbeitet, sondern auch viel auf Englisch kommuniziert werden. Die Arbeit hat viel Freude bereitet und am Ende können alle stolz sein, etwas Dauerhaftes geschaffen zu haben, was den Raum viel lebhafter macht und Interesse auf sich zieht. Im Rahmenprogramm standen Aktivitäten im Zentrum, die das Teambildung förderten: Kanu-Fahren auf der Werre mit dem Kanuclub Löhne, Klettern auf dem Aqua Magica-Gelände und ein City-Escape-Spiel in Bielefeld.
Möglich wurde das Programm durch die Unterstützung durch das Deutsch-Polnische Jugendwerk, die Stadt Löhne und die Firma Bury. Ein Besuch bei der Firma Bury stand daher auch in beiden Städten auf dem Programm. In Mielec konnte die Produktion der elektronischen Geräte bestaunt werden: Vom Rohstoff, über die Werkzeugherstellung, die Herstellung von Kunststoffgehäusen in Spritzgusstechnik, die Fertigung elektronischer Bauteile und die aufwändige, gründliche Testung der Produkte - alles findet dort unter einem Dach und aus einer Hand statt. In Löhne konnte die Gruppe die marktfertigen Produkte kennenlernen. Lehrerin Anna Kozioł, die die Gruppe mit ihrer Kollegin Mariola Maj begleitete, dankte Renata Bury herzlich für die langjährige und unkomplizierte Unterstützung. Renata Bury wiederum machte deutlich, wie wichtig ihr und ihrem Mann, Firmengründer Henryk Bury, gerade die Begegnung junger Menschen im Rahmen der Städtepartnerschaft seinen, die sie einst initiierten.
Text: V. Hegemann