top of page

Beruflich zurück an der BBG - Ehemalige SchülerInnen im Interview

Im Frühjahr 2025 arbeiten an der BBG drei Personen, die hier auch zur Schule gegangen sind. Sie treffen dabei auch auf manche ihrer ehemaligen Lehrer_innen. Einer der Lehrer ist Volker Hegemann, der diese besondere Situation zum Anlass für ein Interview genommen hat.


v.l. Burak Mertoglu (Deutsch- und Hauswirtschaftslehrer), Felix Seifert (Praktikant im Studiengang Soziale Arbeit), Sophie Lichte (Chemie- und Biologielehrerin)


Volker Hegemann: Was machst du gerade an der BBG?

 

Burak Mertoglu: Ich bin Deutsch- und Hauswirtschaftslehrer. Und ich bin in Hauswirtschaft der Fachkonferenzvorsitzende. Ich arbeite hier mit positivem Gefühl und fühle mich glücklich und pudelwohl.


Sophie Lichte: Ich unterrichte vor allem Chemie, aber auch NW und fachfremd Mathe. Außerdem räume ich die Chemie-Sammlung auf.


Felix Seifert: Gerade absolviere ich das Grundpraktikum für den Studiengang Soziale Arbeit. Dabei schaue ich mir die Schulsozialarbeit an.

 


Volker Hegemann: Wie war euer Weg hier her?

 

Sophie Lichte: Auf gar keinen Fall wollte ich nach dem Abi Lehrerin werden. Ich habe begonnen, Medizin zu studieren und habe gewechselt zu Biochemie, später Chemie und dann irgendwann doch Lehramt. Dann das Referendariat - und jetzt bin ich hier.

 

Burak Mertoglu: Auch für mich war nach dem Abi „Lehrer“ nicht mein Traumberuf. Zuerst habe ich eine Ausbildung zum Polizisten begonnen, das passte aber nicht und ich habe sie abgebrochen. Danach war ich in einem Loch und hatte keine Idee, wie es weiter gehen soll. Ich war ziemlich viel bei der Berufsberatung in der Zeit. Und irgendwie war irgendwann plötzlich klar, dass Lehramt eine richtig gute Idee ist. Was die Fächer betrifft: Deutsch war für mich sofort klar. Hauswirtschaft hatte ich als Schulfach gar nicht so richtig auf dem Schirm, aber ich war neugierig - und jetzt bin ich begeistert: Es ist echt ein Fach fürs Leben. Mein Referendariat habe ich an der Stadt-Schule in Lübbecke gemacht. Als die mir nach der Ausbildung keine Stelle anbieten konnten,  habe ich einfach meine alte Schule mit einer Initiativbewerbung angeschrieben. Zufällig gab es da eine Stelle und es hat schnell geklappt.

 

Felix Seifert: Nach dem Abi an der BBG war ich erst ein wenig die Welt erkunden. Eine Zeit lang habe ich z.B. in Kanada gearbeitet. Danach habe ich in Osnabrück eine Ausbildung zum Tischler gemacht. In der Ausbildung habe ich mich in meiner Freizeit auf freiwilliger Basis engagiert, unter anderem in der Arbeit mit wohnungslosen Menschen. Ich studiere ab dem Sommersemester Soziale Arbeit und mache wie gesagt das Grundpraktikum dafür. Ich habe mich dabei für die BBG entschieden, weil mir die Schule zum Teil noch gut bekannt ist und das den Einstieg erleichtert.

 


Volker Hegemann: Was sind eure drei besten Erinnerungen an die BBG?

 

Burak Mertoglu: Bio-LK-Exkursion ans Heilige Meer, mein Lieblingsfach: Religion bei Herrn Davidheimann (auch und gerade als Moslem), mein Jahrgang (gegenseitige Unterstützung und Zusammenhalt)


Felix Seifert: Die Mottowoche im Abi, SoWi bei Herrn Buske, Fußball im "Käfig".


Sophie Lichte: 1. Unser Jahrgang in der Oberstufe: Da gab es einen krassen Zusammenhalt! Da gebe ich Burak Recht: Wir waren in einer Stufe. Und fachliche Diskussionen mit Lehrern auf Augenhöhe, fast uni-seminarmäßig. 2.  Die Mielec-Fahrt. Das war damals ein NW-Projekt mit unserer Partnerschule, mit der es auch den Schüleraustausch gibt. 3. Viel Praxis in den Fächer der SI.

 


Volker Hegemann: Ich nehme an, dass nicht alles so schlecht war an der Schule, wenn man sich entscheidet, an ihr zu arbeiten. Ausnahmsweise stelle ich mal zwei Fragen auf einmal, weil sie vielleicht irgendwie zusammengehören: Weshalb hast du dich nochmal für die BBG entschieden? Was macht die BBG für dich zu einer guten Schule?

 

Felix Seifert: Das liegt auf jeden Fall an den Lehrer*innen und dem Schulpersonal im Allgemeinen, finde ich. Alle sind bei der Sache und konzentrieren sich auf das Wesentliche. Die Schule vermittelt Werte wie Offenheit, Toleranz und Respekt füreinander. Das wird auch automatisch gelebt, weil die Schule groß ist und es viele verschiedene Menschen gibt, die sich tagtäglich begegnen. Natürlich war in der Schulzeit nicht immer alles einfach, aber trotzdem blicke ich doch sehr gut auf die Schulzeit zurück. Ich denke das hatte auch Einfluss auf die Entscheidung zurück an die BBG zu kommen. 


Burak Mertoglu: Als Schüler habe ich mich sehr, sehr wohlgefühlt. Ich habe viele positive Erfahrungen mit den Lehrkräften gemacht, die uns immer fair behandelt haben. Viele ehemaligen Lehrer, z.B. Frau Maas, Herr Vietrich, Herr Schütte sind noch da. Auch du. So fühlte ich mich beim Neustart nicht fremd, sondern es war wie „zurück zu Hause kommen“. Es gab so viel Vertrautes. Das war immer noch aufregend, aber nicht so sehr.


Sophie Lichte: Bei mir sind es die Möglichkeiten, sich auszuprobieren. Jugendliche haben alle Entwicklungsmöglichkeiten - ohne Defizit-Stempel, auch, wenn es mal nicht rund läuft.

 


Volker Hegemann: Nicht nur, aber besonders zu Berufsbeginn haben viel Menschen die Motivation, etwas zu verändern und zu bewegen. Du hast intensive Innenansichten aus der BBG und kennst sicherlich nicht nur ihre Stärken: Was liegt dir am Herzen? Was möchtest du verändern?

 

Felix Seifert: Gar nicht so viel, eher Finetuning. Das Teambuilding und die Kommunikation weiterhin stärken und ausbauen. Die Welt ist in einem ständigen Wandel. Man muss sich flexibel anpassen und den neuen Herausforderungen stellen. Das gelingt durch gute Abstimmung und Kommunikation im Team.


Burak Mertoglu: In Hauswirtschaft würde ich gern das schulinterne Curriculum überarbeiten. An der Uni Paderborn habe ich REVIS kennengelernt. REVIS fordert eine Grundbildung in der Ernährungs- und Verbraucherbildung und die Vermittlung von Lebensführungskompetenzen für alle Schülerinnen und Schüler. Ernährungs- und Verbraucherbildung ist integraler Bestandteil des Lebensraumes Schule und unverzichtbares Element einer zukunftsorientierten Schulentwicklung. Es geht Bildungsziele. Junge Menschen sollen zu verantwortungsvollen Verbrauchern wachsen. Dazu wünsche ich mir andere Unterrichtsreihen.

Und: Früher gab es das Holzschiff in der Bücherei oben. Heute fehlt vielen ein gemütlicher Platz, ein Rückzugsort. Vielleicht sogar eine Leseecke.

 

Sophie Lichte: Traut den Lernenden mehr Selbstständigkeit zu. Mutet ihnen mehr Selbstständigkeit zu. Sie  sollen Dinge selbstständig hinterfragen und kritisch sehen.

Volker Hegemann: In bester Brechtscher Tradition, sozusagen!

Sophie Lichte: Ja! Und Lehrer sollten Werkzeuge bereitstellen, damit Schüler_innen selbstständig arbeiten können. Was wir natürlich auch brauchen: Mehr Digitalität, kleinere Klassen, Schulhund!

 

 

Volker Hegemann: Welche Impulse möchtest du der BBG geben?

 

Sophie Lichte: Mehr Praxis- und Handlungsorientierung wäre toll, z.B. echte Projekt-Arbeit. Aber auch die Unterrichtsstruktur könnte flexibler und schülerfreundlicher sein. In der SII könnte es z.B. A- und B -Wochen geben, d.h. z.B. bei dreistündigen Fächern wie Chemie z.B. könnte es statt einer wöchentlichen Einzelstunde alle 14 Tage eine Doppelstunde geben. Statt freitags könnte es an konferenzfreien Tagen auch dienstags Nachmittagsunterricht geben.


Burak Mertoglu: Behaltet das Trainingsraumkonzept bei. Und Räumlichkeiten könnten moderner und ansprechender gestaltet werden.

 

Volker Hegemann: Felix, du bist zumindest vorerst nur kurz bei uns. Was wünscht du dir für die BBG?

Felix Seifert: Dass möglichst viele Schüler*innen eine gute Schulzeit haben und sich gerne an die Zeit an der BBG erinnern. Und das weiterhin offene, nette Menschen das Team ergänzen.



Volker Hegemann: Was möchtet ihr unseren Schüler_innen mitteilen?

 

Felix Seifert: Seid offen für Neues und geht respektvoll miteinander um. Zeigt Toleranz und Rücksicht füreinander. Und: Die Welt steht euch offen! Aber sie kommt nicht zu euch, ihr müsst in in die Welt rausgehen.


Burak Mertoglu: Nichts ist unmöglich! Glaubt an Euch. Kämpft! Aber: Noten allein machen keinen Menschen aus!


Sophie Lichte: Gelassenbleiben und sich durchbeissen. Zeigt mehr eigenes Engagement für euch selbst. Dazu gehört auch, dass man für die Schule lernt, auch, wenn es keine Hausaufgaben gibt.



Volker Hegemann: Dass ihr unsere Schule auch als Schüler_innen kennt, ist für uns sehr besonders. Was könnt ihr aus eurer Erfahrung unserem Kollegium mit auf den Weg geben?

 

Sophie Lichte: Kommt pünktlich zur Toilettenaufsicht! Und auch für Lehrerinnen und Lehrer gilt: Bleibt gelassen und seid nicht zu kleinlich!


Burak Mertoglu: Hauswirtschaft ist ein wichtiges Fach mit Blick auf Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung und Es ist ein Fach, das viel Freude macht und viel mehr zu bieten hat als Kochen und Putzen. Trotzdem fehlen Lehrkräfte. Also möchte ich werben und motivieren: Macht Zertifikats-Kurse!

Felix Seifert: Ich finde es wichtig, dass besonders Klassenleitungen gut hinsehen, ihren Schüler*innen zuhören und versuchen, sie zu verstehen. Für Schüler*innen ist es wichtig zu merken, dass ihre Lehrer*innen mit Herzblut und aus Überzeugung bei der Sache sind.



Volker Hegemann: Was möchtet ihr sonst noch gefragt werden?

 

Burak Mertoglu: Was ist das für ein Gefühl, mit deinen ehemaligen Lehrern zusammen zu arbeiten?

Volker Hegemann: Was ist das für ein Gefühl, mit deinen ehemaligen Lehrern zusammen zu arbeiten?

Burak Mertoglu: Weniger merkwürdig als erwartet. Normal. Es gab schnell weniger Distanz und wir waren schnell auf Augenhöhe. Bei vielen gab es Wiedersehensfreude. Es war spürbar: Meine alten Lehrerinnen und Lehrer waren stolz auf mich.

Sophie Lichte: Möchtest du ein Eis zu Mittag?


(Betretenes Schweigen beim Interviewer. Das muss wohl nachgeholt werden.)

 

bottom of page