4.8.2022 - Der Chemielehrer versucht zum Stundenende noch einen besonderen Versuch zu demonstrieren, doch seine Klasse will lieber schon zum Bus. Die Lernenden sind unruhig, ein Schüler ist geradezu renitent. Der Lehrer hat Stress, denn er will für Disziplin sorgen, aber auch das faszinierende Phänomen vorführen, um die Stunde eindrucksvoll zu beenden. Das ist zu viel – und schon ist es passiert: Die Schutzbrille war kurz ab, es gibt einen Siedeverzug – und Lauge ist im Auge. Die Augen schmerzen, der Lehrer schreit, er kann nichts mehr sehen. Blasen bilden sich unter den Augen. – Hier ist einiges verkehrt gelaufen. Aber noch mehr stimmt nicht: Der Chemielehrer wird von einer jungen Schülerin gespielt, andere Schüler_innen des Schulsanitätsdienstes und des Jugendrotkreuzes Löhne geben die drängelnde Klasse. Der besonders renitente Schüler wird von einem Lehrer gespielt.
Im Publikum sitzen etwa 20 weitere BBG-Lehrkräfte, die an diesem Tag (wie weitere drei Gruppen auch) ihre Kenntnisse in Erste Hilfe vertiefen. In realitätsnahen Situationen wie diesen müssen sie Ruhe und Übersicht bewahren. Es gilt die Verletzungen zu versorgen, die vom Team Notfalldarstellung des DRK-Kreisverbandes Herford sehr realistisch nachgebildet wurden. Darüber hinaus gilt es aber auch einen Notruf abzusetzen, der Aufsichtspflicht nachzukommen, Schaulustige und Filmende von der betroffenen Person fernzuhalten, Mitschüler_innen zu beruhigen und zu trösten, zu informieren, den Rettungsdienst einzuweisen, Eltern zu informieren und letztlich den Unfall zu dokumentieren. Für das Kollegium der BBG herausfordernde Lagen. Aber die Lehrer_innen sind den Herausforderungen gewachsen. Das liegt einerseits daran, dass in dem großen System immer wieder mal Unfälle passieren – nicht nur im Chemieunterricht, sondern auch in der Sporthalle, im Technikunterricht, in der Küche oder ganz einfach beim Spielen in der Pause. All diese (zum Glück nicht wirklich) alltäglichen Situationen wurden unter fachkundiger Anleitung eingeübt.
Und das ist der andere Grund, weshalb die BBG-Kollegen sich handlungssicher zeigten: Regelmäßig ist das DRK im Haus und frischt die Erste-Hilfe-Kenntnisse der Pädagog_innen auf. Dazu gehören natürlich auch immer wieder grundlegende Techniken wie die stabile Seitenlage oder die Herz-Lungen-Wiederbelebung. Sollte ein echter Notfall eintreten entsteht schnell Stress, wie die Eingangssituation zeigt. Eine wichtige Erkenntnis des Tages ist, dass man nicht allein ist, sondern es wichtig ist, sich möglichst schnell Hilfe holt. Dazu gibt es an der BBG zum Glück auch den Schulsanitätsdienst: Eine Gruppe von Schüler_innen, die im Rahmen des MINT-Profilbandes in Kooperation mit dem DRK mehr als nur die Grundlagen der Ersten Hilfe lernen und während der Schulzeit jederzeit telefonisch erreichbar sind. Auf sie können sich die Erwachsenen genauso verlassen wie ihre Mitschüler_innen.
Die BBG bedankt sich bei den vier Teamern des DRK-Kreisverbands Herford Land, die den Tag organisiert und so anschaulich und lehrreich gestaltet haben, und allen Schüler_innen, die in ihren Sommerferien bereit waren, so realistisch Betroffene darzustellen.
Text: V. Hegemann